Artikel ergänzt am 29.3.21 - Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch du ein Nachfahre der Wenden bist. Gerade dann wäre es doch aufschlussreich, zu erfahren, wer sie waren und was sie ausmachte. Sie waren begnadete Reiter, große Seefahrer und bestachen durch Tapferkeit und Edelmut - bezwangen sogar das römische Imperium und "ihre Nachfahren leben millionenfach unter uns - oft ohne davon zu wissen." (FRICKE, Seite 174) Millionenfach? Habe ich etwas verpasst? Anscheinend schon, denn ich wusste bis ich auf dieses Material gestoßen bin nicht ansatzweise davon, dass ich selber zu den Nachfahren der Wenden zähle - wenn auch nur zu einem Viertel.
 
Die Wenden besiedelten bereits ab dem 6ten Jahrhundert - also Jahrhunderte vor der Christianisierung - große Teile Schleswig-Holsteins (der Stammesverband der Abodriden) und blieben - trotz der heftigen Konflikte mit den neuen Feudalherren (Beitrag Turmhügelburgen). Dazu kamen – notgedrungen - nach dem zweiten Weltkrieg zahlreiche weitere ihrer Nachfahren in unser Bundesland aus den ehemaligen Ostgebieten (größtenteils aus Schlesien, aber auch aus anderen Gebieten wie beispielsweise Posen oder Westpreußen).
 
Wer aber waren die Wenden? Woher kamen sie ursprünglich? Bei diesem Thema gibt es, sobald man sich damit näher auseinandersetzt, viele Ungereimtheiten und Widersprüche. Offiziell gelten sie als Slawen. Bis ins 18ten Jahrhundert war jedoch das Wissen fest im Bewusstsein der Menschen verankert, dass die Wenden auf die Vandalen zurückgingen (SCHRÖCKE, Seite 11)!
 
Ja, wir reden von jenen Vandalen, die, zusammen mit den ostgermanischen Goten, Mitte des 5ten Jahrhunderts Rom bezwangen und sich danach ein eigenes Reich auf west-römischen Grund schufen. Nun gibt es aber ein riesiges Problem: Wenn die Wenden von den Vandalen herrühren, waren sie eben keine Slawen, sondern Germanen! Wie gesagt, bis ins 18te Jahrhundert war dieses Wissen fest im Bewusstsein der Menschen verankert. Dies war so lange der Fall, bis ein einflussreicher Schriftsteller ,Johann G. Herder (Quelle Wikipedia), seine Sicht in seinem Werk "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" publizierte. Aus diesem Werk entstand der Panslawismus (die Allslawische Bewegung) in welchem er die Wenden (die sich übrigens selber als solche bezeichneten) als slawischen Volksstamm deklarierte (SCHRÖCKE, Seite 9) und dabei schlicht alle Quellen, Zugehörigkeiten von Völkern zu Königshäusern und Chroniken ausblendete.

Hier beispielsweise die Worte des Erfurter Gelehrten Nicolaus Marschalk (KREUZ, 1525) diesbezüglich: "Die Wenden sind benamet ... von dem Vandalo ... diese noch damals unruhigen Vandalen..." (SCHRÖCKE, Seite 30)

Um es mit den Worten Freiherrns Johann Weichard von Valvasor aus dem Jahre 1689 auszudrücken: "Vandalen und die Wenden waren das gleiche Volk." (VORMBAUM, Seite 7)

Noch Friedrich der Große schrieb in seinem Werk "Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg": "...über die Vandalen, die sich im Gebiet der Wenden niederließen..." (SCHRÖCKE, Seite 10).

Bereits Gustav Adolf führte den Titel "rec Suecorum, Gothorum et Vandalorum" (Quelle Wikipedia) und die schwedischen Könige bezeichnen sich bis zum heutigen Tage noch so. Vamdalorum ist natürlich gleichzusetzen mit den Vandalen! 

  

Die Vandalenchronik von A. Kranzius
Noch eine alte Chronik
Die Rückkehr der Vandalen aus dem Orient Mitte des 6ten Jahrhunderts
Vorurteile korrigieren - Große Vandalen Ausstellung
Archäologen legen ein erstaunliches Erbe frei
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Wenn die Wenden Vandalen waren...

dann müssen wir uns fragen, wer die Vandalen waren. Sie waren jene Germanen, die den miserabelsten Ruf aller antiken Völker hatten. Vandalismus bzw. Vandalen an sich steht nicht ohne Grund stellvertretend für blinde Zerstörungswut! Nun gibt es nur ein weiteres Problem: Ihr miserabler Ruf hat nichts mit der Realität zu tun! Die Behauptung, dass wir es mit wilden Barbaren zu tun haben, gilt selbst offiziell als widerlegt, das kann man selbst bei Wikipedia nachlesen (Quelle). 
Passend zusammengefasst hat es der Archäologe Philipp von Rummel vom Deutschen Archäologischen Institut in Rom:

"Selten klaffen, wenn es um ein untergegangenes Volk geht, Vorstellung und Wahrheit so weit auseinander wie im Fall der Vandalen. Tatsächlich weiß man wenig über diese Barbaren aus dem Norden. Und was man zu wissen glaubt, ist meist falsch."

In diesem Beitrag aus "Der Zeit" (Nr. 41/2009), aus dem auch von Rummels Zitat stammt wird auf folgende Punkte eingegangen. Ich würde jedem ans Herz legen, sich diesen Artikel zu Gemüte zu führen:

Hier kannst du ihn dir kostenlos runterladen. 

Im Einzelnen werden in dem Artikel unter anderem folgende Punkte angesprochen:
  • Archäologen und Historiker skizzieren mit ihren jüngsten Forschungen ein völlig anderes Bild von dem angeblich so verruchten Volk.
  • Die Vanalden unterschieden sich kaum von ihren römischen Vorgängern, sie pflegten sogar die römische Kultur bzw. führten sie weiter.
  • Es war nicht, wie Historienmaler später fantasierten, eine martialische Elitetruppe in Kriegskähnen nach Wikingerart. Vielmehr segelte, auf Frachter gepackt, eine Schar von mindestens 50000 auswanderungswilligen Vandalen, Alanen, Sueben und Westgoten über die Meerenge [von Gibraltar bevor sie in Nordafrika übersetzen]. Darunter waren Frauen, Kinder, Greise und 15000 Krieger. Außerdem 5000 Pferde. 
  • Zehn Jahre später eroberten die Vandalen Karthago und herrschten dort bis 534.
  • Die Vandalen passten sich klug ihrer Umgebung an, regierten als Staatengründer mit politischem Fingerspitzengefühl und besaßen sehr wohl einen Sinn für Kunst. "Vor wenigen Jahren noch datierten Experten alle in Tunesien gefundenen Mosaike entweder in die vorvandalische oder in die nachvandalische Zeit", sagt Philipp von Rummel vom Deutschen Archäologischen Institut in Rom. Den Barbaren traute man höhere Fertigkeiten und Kunstsachverstand einfach nicht zu. Heute weiß man: Sogar Meisterwerke wie die Dame von Karthago entstanden im regum vandalorum.

Die Rückkehr in die alte Heimat

Auf Seite 2 des Artikels heißt es wie folgt: "104 Jahre Imperium – dann verschwand das Volk aus Germanien spurlos."

Nun ja, genau zu dieser Zeit, also gegen Mitte des 6ten Jahrhunderts, tauchten die Wenden in unseren Gefilden auf - in morgenländischen Gewändern gehüllt, aus dem Orient kommend (wozu auch Nordafrika gehörte!) und eigenartigen Bräuchen (VORMBAUM, Seite 6 - auch im letzten Bild der Slideshow oben zu sehen). Von spurlos kann also keine Rede sein. Und genau an dieser Stelle schließt sich meines Erachtens nach der Kreis: Die Vandalen - nun Wenden genannt - kehrten in ihre Ur-Heimat zurück: den Osten Schleswig-Holsteins mit eingeschlossen.

Für mich sind diese, unsere Vorfahren, ein Teil meines Lebens geworden. Ich habe sie in mein Herz geschlossen. Ehrfurcht und Demut empfinde ich, wenn ich an sie denke, aber auch Dankbarkeit und Bewunderung. Ich bin stolz, ein Nachfahre von ihnen zu sein und verneige mich hochachtungsvoll vor ihnen und ihrer Leistung. 

Dein Jan

 


Ergänzung 29.03.2021

 

Es gibt noch mehr Quellen, die bestätigen, dass die Wenden kein slawischer sondern ein germanischer Stamm waren. Zu dieser Schlussfolgerung kamen ebenfalls die Autoren des Werkes "Vineta – die Wiederentdeckung einer Versunkenen Stadt" (2004) von Dr. Klaus Goldmann sowie Günter Wermusch (ein Historiker und ein Sprachwissenschaftler). So heißt es in Adam von Bremens "Bischoffsgeschichte der Hamburger Kirche"
 

„Das Slawenland, Germaniens weiträumigste Landschaft, wird von Winilern (lat >Winuli<) bewohnt, die früher Wandalen hießen.“

Eindeutiger geht es nicht. Oder die Angabe von Helmolds (VON BOSAU) – dessem Wikrungsstätte Bosau am Plöner See war, sprach von den
 

„sehr ausgedehnten Landen der einst Wandalen, jetzt aber Wenden oder Winuler (im lateinischen Text >Winithi sive Winuli<)."

Hier kann man Vineta günstig erwerben.

Übrigens lege ich diese Werk jedem Interessierten sehr ans Herz. Die wendische Stadt Vineta, die gemäß historischer Quellen dreimal so groß wie Leipzig war, wird in diesem archäologischen Krimi wiederentdeckt. Inzwischen ist dieses Werk ein wahrer Schnapper! Diverse Wissenschaftler, unter ihnen die Professoren Joachim Herrmann, Wilfried Menghin oder Friedrich Lüth, charakterisierten diese Arbeit als viel versprechende Theorie oder nannten sie sogar einen sehr gut belegten Ansatz (Quelle). Dennoch kam es bis heute zu keiner archäologischen Untersuchungen in der von dem Historiker und Sprachwissenschaftler in jahrelanger Recherche ausgemachten Gegend.

Sehr eigenartig, wenn man mich fragt. Aber verwundern tut es mich inzwischen nicht mehr, denn schließlich konnten die 6 Grundthesen, dass Atlantis direkt vor unserer Haustür lag, ja ebenfalls bis heute nicht widerlegt werden. Und so bemüht man sich beim Thema Vineta - von Adam von Bremen übrigens als größte Stadt Europas beschrieben (!)ebenfalls nicht darum, endlich Klarheit zu schaffen und die unwissende Bevölkerung endlich einmal im angemessenen Stil abzuholen. Im Gegenteil: Man lässt uns in dem Glauben, über unsere norddeutsche Geschichte bereits alles zu wissen und wir meinen, bestens aufgeklärt zu sein.
 

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