Schleswig-Holstein - Das verborgene Binnenhafenland der Wikingerzeit
Immer wieder bin ich erstaunt darüber, welche Geschichtsschätze in unserem Bundesland im Verborgenen liegen. Nach jedem veröffentlichten Beitrag denke ich, dass nun aber wirklich alles ausgeschöpft sei, aber weit gefehlt…
Mittelalterliche Ringwall-Burgen. Um diese bis zu 330m Durchmesser großen Relikte vergangener Tage machte ich bisher immer einen Bogen. Noch mehr Herrschaftsbauten? Nein danke. Schleswig-Holsteinischen Turmhügelburgen widmete ich mich bereits ausgiebig im erfolgreichsten Beitrag dieses Blogs vor fast genau 3 Jahren (Turmhügelburgen - Zeugen einer systematischen Unterdrückung). Ich hatte schlicht und einfach genug von diesem Thema. Dann änderte ein Beitrag des Hamburger Abendblatts, auf welchen ich zufällig vor zwei Monaten stieß, plötzlich alles.
Eine Ringwall-Burg ist in Wirklichkeit Nordeuropas ältester Hafen! "Die Entdeckung ist eine archäologische Sensation. […] Bei den Ausgrabungen an der sogenannten Schwingeburg in Groß Thun waren die Archäologen auf Holzpalisaden sowie auf das Holzruder eines frühmittelalterlichen Schiffes gestoßen.“ (Quelle) Wie bitte? Eine zuvor als Ringwall-Burg betitelte Anlage ist in Wirklichkeit Nordeuropas ältester Hafen? Ich fragte mich sofort, was es mit den Dutzenden von Ringwall-Niederungsburgen in Schleswig-Holstein auf sich hatte, deren Reste allesamt der Schwingeburg bei Stade ähneln bzw. gleiche Eigenschaften aufweisen. Waren auch Sie Häfen? Dann würde sich ihre Funktion gänzlich von der der Turmhügelburgen unterscheiden, sie waren keine Eroberungs- und Herrschaftsbauten, sondern dienten friedlichen Zwecken.
Fakt ist: Dieser als solcher ausgemachte Hafen-Ringwallrest bei Stade liegt heute 4 Meter über dem Wasserlevel der Elbe, bzw. der Schwinge und liegt gänzlich trocken, genauso wie 42 weitere Anlagen in Schleswig-Holstein! Mit Hilfe eines für unsere Geschichte unbezahlbaren Buchwerkes – Arthur Dähns „Ringwälle und Turmhügel – Mittelalterliche Burgen in Schleswig-Holstein“ (ein 435 Seiten großer Wälzer im Format eines Atlasses) ging ich der Sache auf dem Grund und fasste alles zusammen, was dieser passionierte Heimatkundler in 11 Jahren Arbeit (es war das Thema seines Lebensabends) zu ähnlichen Anlagen wie der bei Stade herausfand. Es entstand die umfangreichste interaktive Karte und wahrscheinlich mit der wichtigste Beitrag dieser Seite...