Wie es der Zufall manchmal will… Vor zwei Wochen war ich mit meiner Familie an einem sonnigen Herbsttag in den Holmer Sandbergen im südlichen Holstein unterwegs (übrigens sehr zu empfehlen!) und passend dazu stieß ich abends in dem Buch „Urgeschichte des Schleswigholsteinischen Landes“ (1869) auf eine Feststellung, die mich hat aufhorchen lassen. Plötzlich machte alles Sinn! Aus diesem Werk geht hervor, dass die Elbe bis vor gar nicht langer Zeit (noch vor um die 900 Jahren!) einen Nebenarm hatte, der unmittelbar vor meinem Heimatort Tornesch entlanglief. Bereits lange vor dieser Wiederentdeckung wunderte ich mich über die sonderlichen Namen meiner Nachbarorte "Uetersen" (das „Äußerst End“) und "Klein Nordende".

 

Warum stellte Uetersen das Ende dar?

Wie kann ein Ort das äußerste Ende darstellen, wenn das Marschgebiet dahinter noch kilometerweit jede Menge Höfe und Siedlungen beheimatet? Selbst eine sumpfige Marschlandschaft ohne Deiche wäre zu Zeiten von Uetersens Gründung (das Gründungsdatum der Stadt ist unbekannt, allerdings stammt aus Uetersen der älteste bekannte archäologische Fund Schleswig-Holsteins – Quelle) sicher nicht „das äußerste Ende“ gewesen. Dann diese eigenartige „Schwedenschanze“ vor Elmshorn in der Nähe des Kindergartens meines Sohnes, welche gar keine war, aber der „Volksmund“ bezeichnet diesen fast 500 Meter langen Wallzug nun einmal so (Quelle). Wäre hier einmal Wasser gewesen, würde sich dieses Bauwerk hervorragend als Teil einer Hafen-Anlage eignen. Direkt dahinter der „Dünenweg“? Noch mehr Dünen? Ausgerechnet hier? So ist es! Das gesamte Liether Wald Areal war früher unter dem Namen "Liether Dünen" bekannt (Quelle)! Ich recherchierte nach noch mehr Binnendünen in der Gegend und wurde schnell fündig: Selbst in Uetersen gibt es noch eine (Quelle) auch vor Itzehoe (Quelle), nein, überall bis Wedel befinden sie sich bzw. Hinweise auf sie!

Alte Elbe 2

Auf der Topgraphischen Karte wird es klar ersichtlich: der Verlauf der alten Elbe. Die Dünen befinden sich immer in der Nähe, aber auch die alten Elbinseln werden erkennbar.

 

Karl der Große und der alte Elbarm von Wedel über Elmshorn bis Itzehoe

Diese inneren Dünenketten ziehen sich mitten durch Dithmarschen hindurch (VON MAACK, Seite 67). Wer hätte das gedacht? Das die Elbe hier einmal lang lief, ist übrigens offiziell, die Frage ist nur: Wann verlief sie letztmalig hier entlang? Die Antwort ist: Bereits zur Zeit Karl des Großen, welcher die Esesburg in Itzehoe im Jahre 809 hat bauen lassen, war sie noch da! Das ist aber erst um die 1300 Jahre her!

 Quelle

Seite 8, Geuss, Nicolaus Friedrich: Beyträge zur Kirchengeschichte und Alterthumskunde aus dem Jahre 1778 – Noch zur Zeit Carls des Großen hat dieser Arm des Elbstroms noch bestanden. Der Name Elmshorn leitet sich von „Winkel der Elbe“ ab!

 

Was hat den Nebenarm der Elbe mir seinen vielen „Kanälen“ zum Erliegen gebracht?

Aller Wahrscheinlichkeit nach das gleiche epochale Ereignis, dass auch die „Neue Burg“, den Vorläufer Hamburgs, Alt Schleswig und dem legendären Vineta ein Ende bereitete und sich Mitte des 12ten Jahrhunderts vollzog (mehr dazu hier). Dr. von Maack lässt uns hierzu wissen: "1164 verlor Dithmarschen viel und ward entvölkert" (VON MAACK, Seite 67). Informationen von offizieller Seite zum alten Elbverlauf und seinem Ende sind (mal wieder) Mangelware. Man redet von Dünen am Rande des einstigen „Urstromtales der Elbe“, wenn man über die Holmer Sandberge spricht (Quelle), geht aber nicht darauf ein, dass die Elbe noch bis vor nicht alt zu langer Zeit direkt vor bzw. um die Ortschaft Holm floss (Quelle) und diese "Sandberge" ganzheitlich betrachtet im Grunde nichts besonderes darstellen. Man kann anhand von erhaltenen Dünenformationen den alten, aber eben nicht uralten Elbverlauf immernoch leicht vor Ort ausmachen, denn beispielsweise auch Klövensteen bei Wedel ist ein Dünengebiet der Elbe (wenn auch inzwischen bewaldet - Quelle), aber auch die unscheinbaren „Kochschen Kuhlen“ 35km weiter nördlich bei Itzehoe! Kein Wort zu dem Ursprung dieser „Kuhlen“ übrigens auf Wikipedia (Quelle). Allerdings sind diese Dünen, östlich von Itzehoe gelegen, auf Mejers Karte von 1650 noch auszumachen.

 

Holmer Sandberge

Nördlich bei Breitenburg befinden sich die Dünen der "Kochschen Kuhlen". Auf Johann Mejers Karte aus dem Jahre 1650 lässt sich noch die komplette(!), relativ junge Dünenlandschaft der Elbe ausmachen.

 

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Holmer Sandberge

Die Holmer Sandberge sind nur ein kleiner Teil der einstmals gigantischen Dünenlinie

Kochsche Kuhlen 2

Nochmal die Holmer Sandberge? Nein, dieser feine Sand befindet sich auf Höhe der „Kochsche Sandkuhle“ 35 Kilometer nördlich in der Ortschaft Itzehoe.

Kochsche Kuhlen 2

Zwischen den beiden befindet sich diese Binnendüne auf der einstigen Elbinsel von Münsterdorf
Dünenweg und Hafen Elmshorn

Diese Wallanlage im Liether Wald bei Elmshorn hat nichts mit einer Schwedenschanze aus dem 30-jährigen Krieg zu tun, auch wenn die Stadt diese auf dieser Karte als solche betitelt. Wenn die Elbe bis hier hin ging, sollte klar sein, wozu die Anlage diente. Östlich davon auch passender Weise der „Dünenweg“. Vor etwa 100 Jahren wurde das gesammte Areal noch als "Liether Dünen" bezeichnet (Quelle)! Hier befand sich die einstige Uferlinie und meiner festen Überzeugung nach der Elbhafen von Elmshorn bzw. „Elbwinkel“. Ähnlich Wälle befinden sich auch sehr zahlreich um und bei Schleswig (siehe hier). Hatten sie die gleiche Funktion?

 

Der Grund für Uetersens Funktion als wahres Ende und was diese Erkenntnis bedeutet

Kein Wort unseres Establishments bzw. unserer Medienlandschaft über ein Ereignis im Mittelalter (Mitte des 12ten Jahrhunderts), was diesen einst so mächtigen Nebenarm der Elbe - Holsteins wahres äußerstes Ende - wirklich zum Erlöschen brachte und aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende von zahlreichen Küstenstädten bedeutet hat (wie gesagt: mindestens Alt-Schleswig, Alt-Hamburg und Vineta – gemäß Adam von Bremen Europas größte Stadt - Quelle).

Diese Frage muss ich stellen: Weiß man nichts von diesem epochalen Ereignis oder will man uns diese wichtige Erkenntnis bewusst vorenthalten? Wo sind die gigantischen Wassermassen hin, alleine in unseren Gefilden? Die vielen bedeutsamen Flüsse, heute oft nur noch kleine Auen, die damals noch schiffbar waren (von der Schlei bis Süderbrarup beispielsweise - siehe hier)? Hat es mit der Frage zu tun, warum Grönland vor nicht mal 1000 Jahren grün war und der Meeresspiegel um eben 1150 abrupt fiel (um die 6 Meter! hier mehr dazu)? Dann wäre dieses Thema ein politisches und somit geschichtliche No-Go Area für die meisten Historiker, schließlich möchte niemand zum „Klimaleugner“ erklärt werden und sich die Finger verbrennen. Was bedeutet ein derartiges Extremwetterereignis (ohne menschgemachte Treibhausgase in der jüngeren Vergangenheit) schließlich für die Doktrin des menschgemachten Klimawandels und seiner Folgen? Etwa 200 Jahre später (im Jahre 1342) folgte übrigens die "Magdalenenflut"; ein weiteres Extremwetterereignis, welches ein Drittel der Menschen in Deutschland, Frankreich und England dahingerafft hat, dessen Existenz es aber ebenfalls nicht ins Bewusstsein der Menschen geschafft hat, obwohl dieses Ereignis unter Wissenden sehr treffend als das bezeichnet wird, was es war: die Jahrtausendflut (Quelle). Die Frage muss erlaubt sein: Wo waren die menschgemachten Treibhausgase damals? Wo die Kohlekraftwerke und Verbrennermotoren?

Ist das der Grund, warum du erst über diesen Weg etwas zu diesem wichtigen und gleichzeitig eigentlich sehr greifbaren Thema erfährst, weil es zwar geschichtswissenschaftlich gesehen sehr relevant wäre, aber gleichzeitig zu politisch? Wie dem auch sei: Wenn es keiner macht, aus welchen Motivgründen auch immer, so müssen wir eben selbst aktiv werden. Hilf mit, diese Information zu verbreiten! 
 

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